Es geht immer noch schlimmer | Gewagte Forderungen des Bieterkonsortiums bei Kauf der Mündener Krankenhäuser.

Michael Kaufmann, KSR

"Das ist so unglaublich dreist, es ist unfassbar" findet Michael Kaufmann vom Kreissprecher*innenrat der LINKEn Göttingen/Osterode, "man kann das schon fast Erpressung nennen. Hier sieht man, was die private Bewirtschaftetung Krankenhäuser für Folgen hat. Es ist einfach nicht hinnehmbar, dass die Gesundheitsversorgung nach Belieben im Hinblick darauf weggekürzt wird, was für das Unternehmen profitabel ist und was nicht. Gesundheitsversorgung ist eben nicht profitabel, das kann sie auch nicht sein."

Auf den Betriebsversammlungen der beiden Hann. Mündener Krankenhäuser hatte der Insolvenzverwalter am Mittwoch die Forderungen des einzig verbliebenen Bieters verkündet, der Unternehmensberatung WMC. Bei Übernahme der Krankenhäuser würden 152 der bisher über 541 Stellen wegfallen, davon allein 33 in der Pflege. Die Beschäftigten sollen mindestens zwei Jahre auf ihr Weihnachtsgeld verzichten und demnächst 40 statt 38,5 Stunden in der Woche arbeiten. "Das ist ein Tiefschlag, der auf eine Unterversorgung hinausläuft. Die Forderungen des Bieters sind weder für die Beschäftigten und ihre Vertretungen, noch für uns und die Mündener Bürger*innen als potientielle Pateint*inen der Krankenhäuser hinnehmbar.

Im Interesse aller, der Beschäftigten und der Patient*innen kann die Lösung für die krankenhäusliche Versorgung nur der Schritt hin zur Trägerschaft in öffentlicher Hand sein. Der Staat muss jetzt endlich Geld in die Hand nehmen, um das Krankenhaus ordentlich selbst zu betreiben."

Kaufmann ist nicht der einzige, der sich aufregt, als er diese Nachrichten erhält. Ratsfrau Kirsten Klein (DIE LINKE) beobachtet die Vorgänge seit Jahren kritisch. "Es ist ein Tiefpunkt erreicht. Wenn wir uns jetzt nicht wehren, können wir die ortsnahe Krankenversorgung vergessen. Es bleibt doch nur erhalten, was dem Investor Geld bringt. Das reicht aber nicht aus, wir brauchen eine ausreichende Versorgung vor Ort. Was den Mitarbeitern blüht, ist noch einmal eine andere Sache. Entweder müssen sie die Kröten schlucken, sie kündigen oder sie versuchen, etwas dagegen zu machen. Wir brauchen aber nicht weniger, sondern mehr Pflegepersonal in den Krankenhäusern, und das schon lange. Arbeiten nicht jetzt schon zum Teil eine Schwester mit einer angelernten Helferin oder KrankenpflegeschülerIn allein auf Station?"

Klein setzt sich mit anderen dafür ein, die Beschäftigten bei kommenden Protestaktionen zu unterstützen: "Wir haben hier schon einiges getan, aber das ist nicht genug. Allein können wir nicht verhindern, dass wir zusammen mit den Mitarbeitern über den Tisch gezogen werden. Und das kann es nicht sein."

DIE LINKE. Hann.Münden und der KV Göttingen/Osterode insgesamt unterstützen die Betroffenen und ihre gewerkschaftliche Vertretung darin, für ihre Rechte einzustehen. Vorschläge wie die im vergangenen Jahr praktizierte Einbehaltung von Weihnachtsgeld, eine Verlängerung der mühsam erkämpften Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden, Stellenstreichungen jeglicher Art halten sie für unverschämt.

"Wenn wir uns jetzt einschüchtern lassen, sind wir gleich verloren" meint Kirsten Klein, "jetzt muss gekämpft werden."