Hetze gegen die geflohenen Menschen

Gerd Nier

Die Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen in einem völlig überbelegten Erstaufnahmelager in Calden wird missbraucht zur Hetze gegen die geflohenen Menschen....

Die Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen in einem völlig überbelegten Erstaufnahmelager in Kassel-Calden wird missbraucht zur Hetze gegen die geflohenen Menschen.

In unsere unmittelbaren Nähe in Calden eskalierte aufgrund der unhaltbaren Situation in der Zeltstadt des  Erstaufnahmelagers für geflohene Menschen die Situation. Ausgangspunkt für eine Schlägerei war wohl eine Rangelei bei der Essensausgabe, wo die Menschen teilweise stundenlang Schlange stehen müssen. Mit bedingend war sicherlich aber auch die Tatsache, dass nach Auskunft einer Helferin unmittelbar zuvor etliche Flüchtlinge von ihrer drohenden Abschiebung unterrichtet worden waren.
Und fast schon reflexartig folgen die Kommentare in etlichen Medien und insbesondere von Unionspolitikern. Von Undank ist die Rede, von der Gefahr ethnischer und religiöser Auseinandersetzung auf deutschem Boden und einer massiven Sicherheitsgefährdung.
Ohne den Vorfall bagatellisieren zu wollen, aber wie würden die meisten von uns reagieren, wenn sie ohne jegliche Intimsphäre zusammengepfercht auf engstem Raum, Schlange stehend, um auf eine Toilette zu kommen? Wie, wenn sie Stunden warten müssten, um an ihre Essensportion zu kommen und in völliger Unsicherheit leben müssten, was die nächsten Wochen und Monate bringen? Würden nicht viele von uns sich in Depressionen flüchten oder aggressiv werden? Es bleibt auch den geflohenen Menschen nicht verborgen, dass die sogenannten Neuregelungen der Asylgesetze Verweildauern von bis zu sechs Monaten in solchen überbelegten,  unhaltbaren Aufnahmelagern vorsehen. Menschen aus dem Kosovo, wie jetzt in Kassel Calden, die befürchten müssen, ohne Asylprüfung in den nächsten Tagen abgeschoben zu werden, wird das doch das Gefühl vermittelt, nichts mehr verlieren zu können.
Wir müssen auch in der Praxis dafür sorgen, dass die Wahrung der Menschenwürde unser oberster Auftrag ist, dass Integration statt Abschreckung gefordert ist. Solidarität in besonderen Zeiten beweist, wie weit Menschenrechte, Humanität und Toleranz in einer Gesellschaft ausgeprägt sind. Offene, aber ebenso latente Fremdenfeindlichkeit und das Schüren von Angst stehen im krassen Widerspruch zu diesen Werten.