Alle Kraft auf einen erfolgreichen Wahlkampf zu konzentrieren

BSR KPF

Einschätzung des Wahlprogramm-Parteitages der Partei DIE LINKE.

Bereits im Vorfeld des Wahlprogrammparteitages vom 19./20. Juni 2021 zeigte sich deutlich, dass die Partei gewillt ist, miteinander solidarisch in die bevorstehenden Wahlkämpfe zu ziehen. In diesem Sinne hatten sich auch verschiedene Zusammenschlüsse der LINKEN nach ihrer Beratung am 9. Juni 2021 mit einem gemeinsamen Brief an den Parteivorstand gewandt, verbunden mit der Forderung, dass die Markenkerne der LINKEN im Wahlkampf offensiv vertreten werden müssen.

Von besonderer Bedeutung ist es, dass Versuchen, friedenspolitische Grundsätze der Partei im Wahlprogramm zu entsorgen, der Erfolg versagt blieb. Nicht wenige, meist bereits im Vorfeld des Parteitages übernommene bzw. teilübernommene Änderungsanträge trugen dazu bei, antikapitalistische Tendenzen im vor allem reformorientierten Wahlprogramm zu verstärken. Das betrifft auch die unter Federführung der KPF eingereichten 25 Änderungsanträge.

In der sehr sachlich verlaufenden Generaldebatte, untergliedert in sieben Themenkomplexe, sprachen 37 Genossinnen und Genossen. Carsten Schulz konnte zum Thema Frieden sprechen und hielt eine glänzende Rede. Sechs Grußbotschaften wurden an den Parteitag gerichtet; darunter vom DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann, vom Verdi-Vorsitzende Frank Wernicke sowie von der Sea-Watch Kapitänin Carola Rackete. Berichte an den Parteitag über das Frauenplenum, die Arbeit des Bundesausschusses sowie über die Tätigkeit der EL wurden ebenfalls vorgetragen.

Es war und ist nicht zu übersehen, dass das mit 87 Prozent angenommene Wahlprogramm an verschiedenen Stellen mehr oder weniger kryptische Formulierungen enthält, die den Wunsch andeuten, sich im Bund an einer grün-rot-roten bzw. an einer rot-rot-grünen Koalition zu beteiligen. Ähnliches trifft auch auf Äußerungen führender Politikerinnen und Politiker unserer Partei zu. Zugleich war das Bekenntnis zu unseren friedenspolitischen Grundsätzen auf dem Parteitag unumstritten. Der somit vorhandene Widerspruch – einerseits die Wünsche nach Regie-rungsbeteiligung der LINKEN im Bund, untrennbar verbunden mit den ultimativen Forderungen von Grünen und SPD an DIE LINKE, sie möge ihr Verhältnis zur NATO und zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr verändern und andererseits das erneut eindeutige Bekenntnis des Parteitages zum Erfurter Programm – dieser Widerspruch ist nicht aufgehoben, sondern ein steter Anspruch an die Parteimitgliedschaft, dieses Programm zu verteidigen.

Dass maßgebliche Protagonistinnen und Protagonisten der LINKEN auf dem Parteitag überhaupt nicht in Erscheinung traten, ist mehr als bedauerlich. Umso wichtiger ist es, dass es auf dem Parteitag nicht einmal den Anflug einer Schlammschlacht gab. Das ist mit dem besonnenen Agieren des Parteivorstandes, der Bundestagsfraktion sowie des Landesvorstandes von NRW untrennbar verbunden. Die KPF hat mit ihren Erklärungen zum Ausschlussantrag gegen Sahra Wagenknecht sicher auch dazu beigetragen, notwendigen Druck für vernunftorientierte Entscheidungen zu organisieren.

Jetzt kommt es darauf an, alle Kraft auf einen erfolgreichen Wahlkampf zu konzentrieren. Ein Misserfolg der LINKEN wäre verheerend für die politische Atmosphäre in diesem Land. Daraus resultiert die politische Verantwortung der LINKEN-Mitglieder, welchen ideologischen Positionen sie sich auch zugehörig fühlen. Wir bitten alle Genossinnen und Genossen der KPF, sich in den Wahlkampf unserer Partei einzubringen.