Ilyas Cangöz am 9.12.2015 zur Flüchtlingsproblematik

Ilyas Cangöz

Am Rande der Haushaltsreden hat Ilyas Cangöz, Abgeordneter im Rat der Stadt Herzberg am Harz, auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam gemacht und folgende Anmerkungen gemacht. Es gilt das gesprochene Wort.

Herr Ratsvorsitzender, Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger!

In der heutigen Sitzung haben meine Vorredner bereits genügend über den  Haushalt 2016 geredet. Ich werde heute über Flüchtlingsprobleme ein paar Sätze sagen.

Es ist schön, wenn positiv über Flüchtlinge geredet wird. Noch viel schöner wäre es aber, wenn in diesem Gremium die Flüchtlinge überparteilich  willkommen geheißen werden. Ich freue mich sehr darüber, dass in unsere Stadt und  unter unserem Ratskollegen Menschen gibt, die bereit sind Flüchtlinge aufzunehmen. Ein großes Lob geht an meinen Kollegen Jörg Rögener.  Über eine solche Willkommenskultur freuen sich sicherlich alle ankommenden Menschen aus dem Kriegsgebiet. Für diese Menschen bedeutet dies, den Sumpf zu verlassen und einen Strand vorzufinden. Ein Sumpf in der Armut, Unterdrückung, Ausbeutung, schlechte und falsche Erziehung, jederzeit hochgehende Bomben, Granaten, Isis Banditen, die mit blutigen Messer auftauchen, weil sie vorher unschuldige Menschen enthauptet haben, Frauen die auf dem Markt wie Sklaven verkauft werden, usw. an der Tagesordnung ist.  Alles, was unmenschlich ist, findet man hier. Zur Zeit ist nicht ersichtlich, dass dieser Sumpf irgendwann versiegen wird. Deshalb fliehen viele Menschen aus diesem Gebiet. Sie kommen nach einer langen Odyssee zu uns. Millionen Menschen haben ihre Verwandten und ihre Güter zurück lassen müssen. Hierher kamen nur noch tausende. Viele ihrer Angehörigen haben diese lange Odyssee nicht geschafft. Die, die es bis zu uns geschafft, brauchen jetzt unsere Hilfe.

Sind wir In der Lage diesen Menschen zu helfen? Ich sage: Ja sind wir in der Lage. Und das müssen wir, denn auch wir tragen eine Mitschuld an dieser Entwicklung. Wir können in Berichten aus dem Gebiet beobachten, dass die Isis Terroristen auch mit den Waffen aus unsere Land morden.  

Wir sind finanziell In der Lage die Flüchtlinge hier ein neues zu Hause anzubieten. Das müssen wir tun. Deutschland hat zwei Weltkriege erlebt, war an beiden beteiligt. Nach jedem Krieg haben auch von hier tausende Menschen in anderen Länder Schutz gesucht und bekommen. Das dürfen wir nicht vergessen.  Natürlich beginnt die größte Herausforderung vor allen dann, wenn die Geflüchteten bei uns bleiben wollen. Man darf  aber auch nicht vergessen dass in den Gebieten, aus denen sie kommen, eine andere Kultur vorherrscht. Genauso wenig darf man nicht vergessen, dass viele traumatisiert sind. Dies bringt automatisch einige Probleme mit sich. Trotzdem müssen wir bereit sein, zu helfen.

Wenn diese Gefahren bekämpft werden, müssen wir die anderen Gefahren hier im Lande auch bekämpfen. Denn so wie in den Gebieten, aus denen sie kommen, gibt es auch hier „Geier“, die nur darauf warten,  Flüchtlinge als billige Arbeitskräfte einzusetzen. Dies muss verhindert werden.

Dabei darf man die Empfindung eines Teils der Bevölkerung nicht ignorieren. Es liegt in unserer Hand, ob wir provozieren und Stimmung gegen Flüchtlinge zulassen oder ob wir Ängste innerhalb der Bevölkerung von Anfang an abbauen können. Es fängt schon mit Kleinigkeiten an, wie z. B. ob man in der Zeitung „Flüchtlingskinder bekommen auch Geschenke“ oder „Kinder bekommen Geschenke“ schreibt.

Einen zweiten Kritikpunkt möchte ich hier loswerden.

Wir sollten immer Probleme beim Namen nennen. Das Problem ist manchmal nicht der einzelne Mensch, sondern die Denkweise bzw. der Glaube oder die Ideologie dieser Person. Wir sollten dies nicht schön reden, sondern das Problem mit seinen Wurzeln aufzeigen. In den letzten Tagen versuchten einige Personen uns den „echten“ Salafismus schmackhaft zu machen. Statt den Salafismus schön zu reden, sollten sich diese Personen lieber auf ihrer richtige Aufgaben konzentrieren. Ob Salafismus wirklich so toll ist oder eher gefährlicher Terror sollten man lieber den Menschen überlassen, die davon Ahnung haben.

Für die Aufmerksamkeit möchte ich mich ganz herzlich bedanken und wünsche Ihnen und Ihren Familien frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.

Ilyas Cangöz

Ratsherr  DIE LINKE.