Dokumentiert: Rede von Toto Lyna (DKP) auf der Kundgebung zum 76. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2021 in Göttingen

VVN-BdA

Wir sind heute hier anlässlich des Tages der Befreiung vom deutschen Faschismus. Wir feiern mit den Völkern der Welt den Sieg über den Faschismus. Und wir gedenken an diesem Stein für den Göttinger Widerstand, dessen Bau der antifaschistischen Linke International zu verdanken ist. Sie haben engagiert viele Göttinger Widerstandskämpfer dokumentiert. Die Mehrzahl von ihnen gehörte zur kommunistischen Partei, weshalb meine Partei, die DKP, besonders mit dem Widerstand verbunden ist. Aber ich will betonen, dass der gesamte Arbeiterwiderstand mutig und entschlossen war im Kampf gegen das Naziregimes. Und wir ehren den Widerstand insgesamt gegen den deutschen Faschismus.

Wir stehen hier aber auch im tiefen Gedenken an die Opfer des faschistischen Terrors, des Weltkrieges und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dem mörderischen Faschismus fielen Millionen zum Opfer: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, sogenannte Asoziale, Menschen aus West- und Osteuropa.

Mein Blick aber geht in diesem Jahr vor allem nach Osten, genauer gesagt in Richtung der früheren Sowjetunion. Denn am 22. Juni jährt sich der Überfall auf die Völker der UdSSR zum achtzigsten Mal. Die Sowjetunion hatte mit Abstand die meisten Opfer: Über 25 Millionen Sowjetbürgerinnen und -bürger haben die faschistische Kriegs- und Massenmordpolitik mit Ihrem Leben bezahlt. Das fand in weniger als 4 Jahre statt. Systematisch wurde das sozialistische Aufbauwerk zerstört, Menschen versklavt und sadistisch ermordet.

Besonderen Hass hatten die Faschisten auf die Mitglieder der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Im sogenannten Kommissarbefehl hieß es schon vor dem Überfall, dass alle gefangengenommenen Politoffiziere der Roten Armee noch im Frontbereich auszusondern und an Ort und Stelle zu exekutieren sind. Da die sowjetischen Politkommissare uniformierte Angehörige der sowjetischen Streitkräfte waren, hätten sie Anspruch auf eine völkerrechtskonforme Behandlung gehabt. Das Ostheer setzte die Richtlinien während des deutsch-sowjetischen Krieges jedoch flächendeckend um. Der Kommissarbefehl ist somit ein Beleg für die Einbeziehung der Wehrmacht in die nationalsozialistische Ausrottungspolitik.

Aber die UdSSR, die Rote Armee sowie die KPdSU waren nicht nur Opfer des faschistischen Angriffs. In der UdSSR traf die Wehrmacht auch auf den größten Widerstand und erlitt wesentliche Verluste. Auf dem Gebiet der UdSSR organisierten sich fast 2 Millionen Partisanen gegen die faschistischen Mörder. Auf die deutsch-sowjetische Front entfielen über 80% aller gefallenen Wehrmachtssoldaten. Die so bezeichneten Nachthexen, eine Abteilung von Pilotinnen (hier bewusst nur die weibliche Form), waren beispielsweise von der Wehrmacht gefürchtete Gegnerinnen. Mit der Niederlage der verbrecherischen Wehrmacht in Stalingrad wurde die Wende im Kriegsgeschehen in Europa eingeleitet.

Der Vernichtungskrieg gegen die UdSSR war kein Krieg zweier Staaten, sondern ein Krieg zweier Systeme. Der faschistische Imperialismus in der Kontinuität mit niedrigsten Motiven und Kriegslust und der Sozialismus, der im Endergebnis zwei Weltkriege beendete und dessen Existenz den Frieden in Europa über Jahrzehnte sicherte.

Die unter anderen Vorzeichen, heutigen, aggressiven Töne gegen Russland lassen uns nicht kalt. Wir blicken mehr als besorgt darauf und sehen auch die Gewerkschaftsbewegung in der Pflicht alles möglich gegen eine erneute deutsche Aggression gegen Russland zu tun.

Wir fordern im antifaschistischen Sinne:

Frieden mit Russland, Stopp aller Auslandseinsätze und Vorbereitungsmanöver der Bundeswehr!

 

Wir verneigen uns vor allen Opfer des deutschen Faschismus und sagen:

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

 

Wir sagen allen Soldatinnen und Soldaten der Staaten der Anti-Hitler-Koalition, der Partisanenbewegung und den deutschen Widerstand

Danke! Sbasiba! Thanks! Merci! Shoukran!