Dokumentiert: Rede von Toto Lyna (DKP) anläßlich des Einmarsches der türkischen Armee in Nordsyrien am 10. 10. 2019 in Göttingen (nach dem Manuskript)

Es ist Krieg gegen Nordsyrien durch die türkische Armee Einheiten und syrisch-islamistische Verbündete. Die USA stimmte im Grunde diesen Krieg zu.

Dagegen gehen wir heute WIEDER auf die Straße. Also ist es wieder Krieg?

Nein! Seit 8 Jahre wird in und gegen Syrien Krieg geführt. Mit Beteiligung der Türkei, die USA und Deutschland. Unter Bruch des internationalen Völkerrechts und der Souveränität Syriens. Im Grunde genommen ist der türkische Einmarsch in Nordsyrien ein Randnotiz im Gesamtgeschehen des Krieges seit 8 Jahre in Syrien. Es ist die dritte Welle türkischer Besatzungskriege im gesamten Norden Syriens.

Dennoch ist es gut Heute hier zu sein. Wir üben keine exklusive Solidarität aus, sondern unsere Solidarität gehört den Unterdrückten und Ausgebeuteten. Denn wir sind selber Ausgebeutete und Unterdrückte.

Die Unterdrückten in Syrien haben einiges gemeinsam, ob Sie Kurden oder Araber sind, spielte es für den Mörder keine Rolle. Die Sanktionen der EU unter deutscher Federführung, die zu verschärften Armut und Flucht führten, kannten keinen Unterschied.

Aleviten, Schiiten, Sunniten, Christen, auch die wenigen syrischen Juden. Araber, Assyrer und Kurden teilten die bittere Erfahrungen des Krieges. In jedem Haus ein Verkrüppelter, Ermordeter, Vergewaltigte, Gefolterte und Verhungerter.

Aber die Unterschiede gab es in der von PYD beherrschten Gebiete griff man auf das Kooperativen Wesen zurück. Die Menschen organisierten sich, entfalteten Macht. In den von syrischen Regierung beherrschten Gebiete entfalteten sich die Hilfsorganisationen ihre Tätigkeiten und die Passivität der Massen. Auch wenn hier und da aktive Bürgergruppen in syrischen Gebiete oder Hilfsorganisationen in PYD-Gebiete ihren Weg gefunden haben.

Die Syrer haben aber nicht nur ihren Leid des Krieges geteilt, sondern auch gemeinsam gekämpft. In der SDF kämpften Araber und Kurden, Christen und Muslime, Männer und Frauen. In der syrischen Armee genauso. Sunniten, Aleviten, Drusen, Frauen, Männer, Christen, Assyrer, Kurden und Araber waren in der syrischen Armee zusammen.

Als Kobani vom IS angegriffen wurde, war deren Führer ein Kurde. Während die Türkei heute die PYD angreift, kämpfen Zighunderte Türken auf Seite der PYD.

Kurz der Widerspruch verläuft nicht zwischen Türken, Kurden und Araber.

Es wäre das einfachste zu sagen, unsere kurdischen Brüder und Schwestern mögen Sich gegen den türkischen Aggressor mit der legalen, völkerrechtsmäßigen Regierung Syriens und ihre Armee verbünden. Die Einheit wäre hergestellt.

Aber als syrisch-arabischer Kommunist muss ich feststellen, das ist nicht einfach. Die Jahrzehnte Unterdrückung der Kurden durch die arabische Bourgeoisie kann nicht vernachlässigt werden. Der Entzug der Bürgerrechte ist keine einfache Geschichte.

Die syrische Regierung muss für die Hersstellung der Einheit gegen den türkischen Aggressoren nicht mit warmen Wörter belassen. Sondern sofort die Kurden als die zweite Nation in Syrien anerkennen, die kurdische Amtssprache einführen. Dies wäre erste vertrauensbildende Maßnahmen, die weitere folgen müsste. Auf kulturelle, ökonomische & politische Ebene.

Die Fehler der PYD mit den Imperialisten zusammenzuarbeiten, vergessen wir nicht. Aber es entbindet uns nicht von der praktischen Teil der Arbeit diese Fehler zu korrigieren.

Die syrischen Kommunisten sind in dieser Frage die zuverlässigsten Kämpfer gegen die Unterdrückung, Krieg & Imperialismus.

Der Krieg ist nicht nur zwischen „regionale Mächte“.

In den Tweet des US-Präsidenten, in der seine Supermatie gegenüber die Türkei zur Schau stellte & die wirtschaftliche Zerstörung androhte, erwähnte er auch „Europa“. Er meint ein europäisches Land. In diesem europäischen Land hält man die Türkei seit Jahrzehnten als eine Halbkolonie. In diesem europäischen Land halten sich Millionen billige Arbeitskräfte aus der Türkei. Dieses Landgehört zu den größten Wirtschaftsmächte in der Türkei. Es ist das Land, das der türkische Präsident in islamophobe Tradition als Ziegenficker straffrei bezeichnet werden kann. Es Ist das Land, in dem türkisch-stämmige Mitbürger im Rahmen von „Döner“-Morde von Faschisten unbehelligt ermordet werden. Das europäische Land, das deren Sprach in ganz Europagesprochen wird, ist Deutschland.

In Deutschland ist die PKK verboten, aber die Grauen Wölfe sich mit CS—Größen treffen können. In Deutschland kann Zeiss Linsen für deutsche Panzer in Afrin einbauen. In Deutschland verdient die Deutsche Bank an den Kriege der Türkei. Ja, es ist das gleiche Deutschland, indem Merkel-Erdogan-Flüchtlingsdeal gefeiert wird Und in dem der CSU-Innenminister Seehofer zwei Tage vor dem aktuellen Krieg ein Programm zur Umsiedlung syrischer Flüchtlinge unter türkischer Schirmherrschaft auf syrischen Gebiete Zustimmt.

Deutschland wusste von den Plänen Erdogan, aber es braucht in der Türkei noch billigere Arbeitskräfte. Die Türkei macht jene sichere Zonen nach afghanischen Vorbild, um Abschiebungen zu ermöglichen. Der heute abgeschobene Afghane ist morgen der Syrer. Der heute unter türkischer Bomben zerstörten Häuser und ermordeten Kurden ist morgen ein durch den Islamismus zum Hungerlohn terrorisierten Arber.

Afghane, Kurden, Türken und Araber und der deutsche Arbeiter euer Gegner sitzt in Berlin, Frankfurt, Kassel, München, Wolfsburg, Halle und Göttingen. Es ist das deutsche Kapital, schlagen wir ihn vereint!

Wenn wir etwas aus der PYD lernen wollen, dann doch uns zu organisieren.

Organisieren wir uns hier gegen Lohn- und Sozialraub in den Gewerkschaften. Organisieren wir uns hiergegen Rassismus und Krieg in der lokalen Bürgerinitiative & in der Antifa! Organisieren Wirkung hier gegen deutschen Imperialismus in der Kommunistischen Partei.

Dieses System zu stürzen. Ist unserer unmittelbare Akt der Solidarität! Die vor 70 Jahre gegründete zweite Republik war ein Vorbild, ist unterstützte die Kämpfe gegen Unterdrückung in aller Welt.

Bilden wir die Einheit der Unterdrückten und Ausgebeutet hier und in Syrien als dringende und nächstliegende Schritt.

Hoch die internationale Solidarität