Wahlprüfsteine der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen eG

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Einrichtungen der Erwachsenen- und Weiterbildung in Südniedersachsen teilweise in Existenznot gebracht, auf jeden Fall aber die Bildungsarbeit massiv beeinflusst und verändert. Im Wesentlichen kann man die gleichen Probleme aber auch Chancen wie in öffentlichen Schulen beobachten. Viele wichtige Angebote gerade für benachteiligte Zielgruppen mussten abgebrochen und ausgesetzt werden. Im Eiltempo wurden innovative, neue, digitale Formen der Beratung und Qualifizierung entwickelt und angeboten, die seitens der Mittelgeber*innen aber nicht immer akzeptiert worden sind, weshalb Kurse digital nicht durchzuführen waren. Nicht alle Zielpersonen waren aber in der Lage diese Angebote anzunehmen. Während für Schulen klare Ansagen aus der Politik kamen, was Öffnung und Regeln anging, waren die Vorgaben für Weiterbildungseinrichtungen sehr allgemein und nicht immer auf spezielle Zielgruppen (z.B. 2. Bildungsweg oder Deutschkurse für Geflüchtete) anwendbar.

Die Erwachsenen- und Weiterbildung steht vor erheblichen Anstrengungen, ihren Zielgruppen zu helfen, die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu überwinden. Sie muss sich selbst neu orientieren und hat unter schwierigen Rahmenbedingungen erhebliche Investitionen z.B. in die Digitalisierung zu investieren.

  • Ist sich Ihre Partei der aktuellen Probleme der Weiterbildungseinrichtungen bewusst? Wie wollen Sie die Einrichtungen bei den aktuellen Problemen und den vor ihnen liegenden Aufgaben unterstützen?
  • Wissen Sie um die Bedeutung der Erwachsenenbildung für die Aufarbeitung der Auswirkungen und Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie (einige Stichworte: Demokratieverständnis, Umgang mit und Beurteilung von wissenschaftlichen Ergebnissen, Gesundheitsbildung für Geflüchtete …) und wie wollen Sie die Einrichtungen der Erwachsenenbildung in diese Aufarbeitung einbeziehen?

Antwort:

Wir sind uns bewusst, dass die Coronabestimmungen und der damit verbundene Lockdown gerade die Erwachsenenbildung hart getroffen haben.

Dabei sind auch für uns viele Corona-Bestimmungen nicht nachvollziehbar. So wurde auf Antrag unserer LINKEN Fraktion eine Resolution im Kreistag verabschiedet, die sich gegen das noch im Frühjahr bestehende Verbot ausspricht, Präsenzangebote in Volkshochschulen durchzuführen, wovon in Niedersachsen im Gegensatz zu anderen Bundesländern auch Integrationskurse betroffen waren.

Bereits in der Vor-Corona-Zeit bestehende Probleme der Erwachsenenbildung haben sich hier massiv ausgewirkt. Dazu zählen beispielsweise eine mangelnde öffentliche Finanzierung und eine unzureichende soziale Absicherung von freiberuflich Lehrenden. Hinzu kommt eine im Vergleich mit Schule und Hochschule geringe öffentliche Aufmerksamkeit für den Weiterbildungssektor. Diese Probleme müssen angegangen werden.

Die Erwachsenenbildung braucht eine stärkere öffentliche Finanzierung und die dort Beschäftigten müssen grundsätzlich tariflich abgesichert werden. Es ist Ihnen mit der Aussage zuzustimmen, dass sich anhand der Corona-Krise ein grundlegender Bedarf an Weiterbildung von Erwachsenen zu zahlreichen grundlegenden Problemen wie dem Umgang mit wissenschaftlichen Fakten, dem Demokratieverständnis oder auch der Gesundheitsbildung gezeigt hat. Dies sind auch aus unserer Sicht Aufgabenbereiche für Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die es zu fördern gilt.

Die Erwachsenenbildungseinrichtungen allgemein und insbesondere auch in Südniedersachsen bilden in ihren Arbeitsfeldern und Bildungsthemen die gesamte gesellschaftliche Vielfalt ab. Sie reagieren, wie man beispielhaft seit 2015 an der Zielgruppe der Geflüchteten beobachten konnte, schnell, kompetent und in enger Kooperation auf gesellschaftliche und soziale Problemstellungen. Zudem leisten sie präventive Bildungsarbeit zur Förderung und Stärkung unserer demokratischen Gesellschaft. Eine besondere und in dieser Form bundesweit einmalige Rolle spielt dabei die Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen eG (BIGS) als Interessenvertretung von derzeit 31 Akteuren im Bildungsbereich der Region. Ein wichtiges Kennzeichen der Bildungsgenossenschaft ist es, dass die Mitgliedsinstitutionen miteinander agieren, statt gegeneinander zu konkurrieren. Die Koordination der Integrationskurse in Stadt und Landkreis Göttingen oder die Zusammenarbeit im Projekt „FairBleib Südniedersachsen-Harz“ sind wichtige Beispiele dafür.

Für den Erhalt der vielfältigen Trägerlandschaft in der Region sehen die beteiligten Einrichtungen die Beachtung des Subsidiaritätsprinzips, d.h. in diesem Fall die angemessene Beteiligung nicht öffentlich finanzierter Träger an den aus öffentlichen Mitteln finanzierten Weiterbildungsangeboten der Kommunen, als existenziell wichtig an.

  • Ist Ihre Partei gewillt die Trägerlandschaft in der Region auch durch Förderung der nicht von Ihnen institutionell geförderten Einrichtungen zu erhalten?
  • Wie sehen Sie die Bedeutung der Vielfalt der Trägerlandschaft? Welche Rolle wollen Sie dabei der BIGS zukommen lassen?
  • Sehen Sie die Möglichkeit die BIGS finanziell bei Ihren Koordinationsaufgaben innerhalb der Trägerlandschaft zu unterstützen (Koordinierung der Integrationskurse, Koordinierung von Maßnahmen der politischen, ökologischen oder beruflichen Bildung)?

Antwort:

Wir begrüßen die Vielfalt von nicht kommerziell arbeitenden Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Wir sind grundsätzlich bereit nach eingehender Prüfung des Finanzierungsbedarfes Einrichtungen zu fördern, die bisher nicht gefördert worden sind.

Eine Förderung von kommerziell orientierten Einrichtungen lehnen wir dabei grundsätzlich ab.

Wir begrüßen die Existenz der BIGS als aus unterschiedlichen Einrichtungen der Erwachsenenbildung bestehende Mitgliederorganisation und gemeinnützig arbeitende koordinierende Einrichtung. Diese muss erhalten und gestärkt und selbstverständlich auch ausreichend finanziell unterstützt werden.

Die Themen Klimaschutz sowie Erhalt und Ausbau der Biodiversität sind bereits ein wichtiges Thema des lebenslangen Lernens und sie müssen in Zukunft in allen Bereichen und für alle Zielgruppen der Erwachsenenbildung eine noch deutlich größere Rolle spielen. Die Erwachsenenbildung steht in der Verantwortung, ihren Zugang zu vielfältigen Zielgruppen zu nutzen, diese über die Bedeutung und die Auswirkungen des Klimawandels aufzuklären, insbesondere über die Möglichkeiten jedes/r Einzelnen, durch Änderungen im Mobilitätsverhalten, den schonenden Umgang mit Ressourcen und der Natur oder eine nachhaltige (und gesunde) Ernährung zum Stoppen des Klimawandels beizutragen.

  • Sieht Ihre Partei auch die besondere Rolle der Erwachsenenbildung in der Aufklärungsarbeit über diese Themen?
  • Wie wollen Sie die Träger der Erwachsenenbildung dabei unterstützen?
  • Zu diesen Themen gibt es eine zunehmende Zahl von Bundes- oder Landesprojekten, die ausgeschrieben werden. Sind Sie bereit die Bildungsträger durch kommunale Kofinanzierungsmittel bei der Durchführung solcher Projekte aktiv im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG) zu unterstützen?

Antwort:

Ihren Ausführungen, dass Klimaschutz sowie der Erhalt und der Ausbau der Biodiversität wichtige Themen des lebenslangen Lernens sind, stimmen wir zu. Zur Erreichung einer Klimaneutralität bis zum Jahr 2030, wie wir sie anstreben, ist eine umfassende Bildung und Aufklärung notwendig, um die Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen. Dies ist eine wichtige Aufgabe der Erwachsenenbildung, die wir selbstverständlich dabei unterstützen möchten. Die Aufgabe einer Kommune wie des Landkreises oder der Stadt Göttingen ist wie bereits ausgeführt, die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Zuschüsse zur Sicherstellung dieser Arbeit.

Die Beantragung von Projektmitteln zur Durchführung dieser Aufklärungsarbeit würden wir gerne durch die Bereitstellung öffentlicher Mittel als Kofinanzierungsmittel unterstützen.