Stellungnahme zur Diskussion über ein Flüchtlingsheim auf den Göttinger Zietenterassen

Heino Berg (Anwohner)

Als Bewohner der ehemaligen Kasernen am Ehrengard-Schramm-Weg und als aktives Mitglied der

Göttinger LINKEN begrüße ich – im Gegensatz zu einigen Leserbriefen - ausdrücklich, dass die

Göttinger Stadtverwaltung durch die Errichtung eines neuen Gebäudes in meiner Nachbarschaft

Flüchtlingen dringend benötigten Wohnraum zur Verfügung stellen möchte.

Als Bewohner der ehemaligen Kasernen am Ehrengard-Schramm-Weg und als aktives Mitglied der
Göttinger LINKEN begrüße ich – im Gegensatz zu einigen Leserbriefen - ausdrücklich, dass die
Göttinger Stadtverwaltung durch die Errichtung eines neuen Gebäudes in meiner Nachbarschaft
Flüchtlingen dringend benötigten Wohnraum zur Verfügung stellen möchte.

Andere Länder haben Millionen von Menschen aufgenommen, die aufgrund von Kriegen,
politischer Verfolgung oder existenzieller Not ihre Heimat verlassen mußten. Zu dieser elementaren
Aufgabe menschlicher Hilfsbereitschaft sollten wir auch in Deutschland und vor Ort in Göttingen
beitragen. Dies ist gerade in einer Zeit zu betonen, wo die Organisatoren der sogenannten „Pegida-
Aufmärsche“ ausländer- und islamfeindliche Ressentiments zu schüren versuchen, um von den
eigentlichen Ursachen für die Not von Flüchtlingen und für die wachsende soziale Ungleichheit
auch hierzulande abzulenken.

Gleichzeitig teile ich einige kritischen Fragen, welche eine mir bisher unbekannte „Bürgerinitiative
Zukunft Zietenterassen“ vor der Informationsveranstaltung am 27.1. an die Stadtverwaltung gestellt
hat und die heute vom „Göttinger Tageblatt“ dokumentiert wurden.
Einige von ihnen (nicht alle!) betreffen rechtzeitige Informationen der Bevölkerung zur Anzahl der
dort aufzunehmenden Flüchtlinge, die dafür notwendige Infrastruktur sowie die Baukosten der
geplanten Sammelunterkunft. Die zuständige Verwaltung hat sich auch nach meinem Eindruck
wenig Mühe gegeben, um die betroffenen Anwohner über dieses Vorhaben zu unterrichten und
dadurch unnötige Sorgen bzw. Irritationen zu vermeiden.

Die provisorische Errichtung von großen Sammelunterkünften für Hunderte von Flüchtlingen ist
grundsätzlich wenig dazu geeignet, um ein konfliktarmes, nachbarschaftliches Zusammenleben der
betroffenen Flüchtlinge und Anwohner zu gewährleisten. Eine Ghettoisierung von Flüchtlingen
oder anderen, sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen sollte – wenn irgend möglich -
vermieden werden. Das Bauvorhaben belegt auf Seiten der Stadtverwaltung eine unzureichende
Planung und Vorbereitung auf die seit langem absehbare, sogennante Flüchtlings“welle“ und auf
den von der LINKEN seit langem beklagten Mangel an bezahlbarem Wohnraum in öffentlichem
Eigentum, der zur Mietpreisexplosion in der Universitätsstadt beigetragen hat.
Für diese Defizite der schwarz-rot-grünen Wohnungs- und Flüchtlingspolitik tragen jedoch die
Menschen, die in unser Land flüchten müssen, nicht die geringste Verantwortung. Wir sollen sie
deshalb mit offenen Armen empfangen.