Nur eine kleine Randnotiz wert: Deutsche Milliardäre konnten im vergangenen Jahr ihren Reichtum um 20 Prozent steigern

Gerd Nier

Man hätte es leicht überlesen können neben all den dicken Schlagzeilen über Promis, Brexit und neuste Trump-Eskapaden. Die Entwicklungsorganisation Oxfam legt ihre jüngsten Zahlen zur sozialen Ungleichheit in der Welt vor und wird damit auch in ein paar Sätzen in der hiesigen Presse erwähnt. Wenn auch jeder der deutschen Milliardäre nur eine Milliarde Euro zu Beginn 2018 besessen hätte, so wären daraus am Ende des Jahres 200 Millionen Euro mehr geworden.

Die durchschnittlichen Tariflöhne stiegen dagegen 2018 um drei Prozent. Zieht man die Teuerungsrate ab, bleiben etwa 1,6 Prozent realer Zuwachs. Das entspricht bei einem Jahreseinkommen von ca. 2.500 Euro einem Einkommenszuwachs von etwa 480 Euro im Jahr.

Ein einfacher Milliardär häuft also 417.000 mal mehr an als ein/e normal verdienende Arbeitnehmer*in im gleichen Jahr als Lohnzuwachs verzeichnen kann. Man muss gar keine weiteren Vergleichszahlen mehr heranziehen, wie den erneuten Anstieg der weltweiten Armutsquote, die europaweite deutliche Senkung des Spitzensteuersatzes, die fast völlige Stornierung der Vermögenssteuer etc., um der Erklärung von Oxfam in einem zu widersprechen: Es handelt sich hier nicht um „soziale Ungleichheit“, sondern um eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit und bodenlose Gier der Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit. Und jetzt komme mir keiner mit sozialen Wohltaten, Sponsoring und Kulturstiftungen einiger dieser Milliardäre und erst recht nicht mit dem Vorwurf des Sozialneids. Das ist nicht mehr und nicht weniger als die Ausbeutung Vieler durch eine Handvoll Weniger.