Nun soll ein Golfplatz her, wir haben ja auch keine wichtigeren Probleme in Göttingen

Gerd Nier für den KV

Da liest man einerseits im GT, dass der Oberbürgermeister auf die Frage nach der Umsetzung des Konzeptes für das Weender Freibad antwortet, dass: (wir) „unsere Prioritäten bei den anstehenden Großinvestitionen intensiv diskutieren und und genau festlegen.“ „Wir werden schlichtweg nicht alles realisieren können, was wünschenswert oder gegenwärtig in der Diskussion ist.“ Und dann liest man ein paar Seiten weiter in der gleichen Ausgabe fast über eine ganze Seite, dass die Göttinger Sport und Freizeit GmbH (eine 100 %-ige Tochter der Stadt Göttingen) viel Geld in die Planung und den Bau eines Golfplatzes investieren will. Der soll dann später einem privaten Betreiber übergeben werden.

Schon erstaunlich, wie es in dieser ansonsten überaus klammen Stadt der Verwaltung und den Gremien immer wieder gelingt, sogenannte Leuchttürme zu setzen. Da besteht ein riesiger Investitionsstau für Straßen- und Brückensanierung. Da müssen Sanierungen für Schulen und öffentliche Gebäude gestreckt werden.  Aber dann  gibt es auf einmal genügend Geld für die Beteiligung an einem Kunstquartier, da werden Erschließungsmaßnahmen für nicht benötigte und nicht zu vermarktende Logistikzentren finanziert und nun will die GöSF also einen Golfplatz bauen lassen.

Abgesehen davon, dass wir in der Region schon etliche dieser großflächigen Sportanlagen vorhalten, soll nun mal wieder ein Naherholungsgebiet, wie seinerzeit der Leinepark und die Feldmark auf dem Siekanger geopfert werden. Auf den damit vermutlich schwerwiegenden Eingriff in Fauna und Flora haben kompetentere Bürger/innen schon hingewiesen.

Auf die Tatsache, dass in dem einen Fall die GöSF und im anderen Fall die Göttinger Wirtschaftsgesellschaft (GWG) die Maßnahmenträger sind bzw. sein werden, also gar nicht direkt die Stadt, werden wir sicher von anderer Stelle hingewiesen werden. Auf diese Trickserei sollte allerdings niemand reinfallen. Beides sind Gesellschaften im alleinigen Besitz der Stadt. Hier findet lediglich ein Austausch von Finanzmitteln „von einer in die andere Tasche“ statt. Das alleinige Risiko tragen also die Göttinger Bürger/innen.

In Anbetracht der schwierigen Lage zur menschenwürdigen Unterbringung von Flüchtlingen, der immer enger werdenden Förderung lokaler Initiativen im kulturellen und sozialem Bereich, maroder Straßen, Rad- und Fußgängerwege, der angeblichen Notwendigkeit zum Verkauf städtischer Immobilien einem Golfplatz fordere Priorität einzuräumen: ein verrückter Gedanke.