So kann man mit den Bewohnern des Holtenser Berges nicht umgehen

Verärgert hat die Göttinger Linke die digitale Informationsveranstaltung zum Neubaugebiet Holtenser Berg zur Kenntnis genommen. Hier wurden lediglich drei ähnliche Varianten zur Bebauung präsentiert, aber mit keinem Wort wurde auf die Forderung der Bürgerinitiative Holtenser Berg zur Beibehaltung der Verkehrsberuhigung in der Europaallee und die damit notwendige zweite Zufahrt zum Holtenser Berg bei Realisierung des Neubaugebiets eingegangen.

Im Gegenteil: In der jetzigen Planung ist nicht nur ein Ausbau der Europaallee, sondern zudem auch deutlich mehr Verkehr für die Londonstraße zu erwarten. Auch sind erhebliche Lärmbelästigung und Verkehrsdruck durch Baufahrzeuge zu befürchten.
Ratsmitglied Edgar Schu: „Die Bürgerinnen und Bürger fühlen sich mit Recht hinters Licht geführt. Sie lehnen das Neubaugebiet nicht grundsätzlich ab, sondern fordern lediglich die zweite Zufahrt zur Vermeidung eines Ausbaus der heute verkehrsberuhigten Europaallee. Als Ratsmitglied unterstütze ich das voll und ganz.

Eine zweite Zufahrt zum Holtenser Berg wäre unserer Auffassung nach am leichtesten über Holtensen zu realisieren. Dies würde auch die Chance bieten, die beiden Stadtteile stärker miteinander zu verzahnen. Es würde so eine lebendige Vorstadt von mehr als 7.000 Einwohnern mit einem guten Dienstleistungsangebot auch für Holtenser entstehen, die Läden, Ärzte und Apotheke im Holtenser Berg gut erreichen könnten.“

Der Kreistagsfraktionsvorsitzende der LINKEN Dr. Eckhard Fascher, Anwohner auf dem Holtenser Berg und Sprecherkreismitglied der GöLinken, ergänzt: „Die digitale Informationsveranstaltung ähnelte eher einer Verkaufsveranstaltung für Eigentumswohnungen als einer Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung. Wir möchten, dass das Neubaugebiet einen starken Beitrag zur Bekämpfung der herrschenden Wohnungsnot leistet. Dies geht nur, wenn hier hauptsächlich Wohnungen mit bezahlbaren Mieten für alle Menschen mit durchschnittlichen und geringen Einkommen gebaut werden. Dass etwa 60 – 65 % der Göttinger Bevölkerung einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein hätten, wie das GEWOS-Gutachten der Stadt feststellt, macht es deutlich: Nicht nur ältere Menschen mit kleinen Renteneinkünften, Geringverdiener mit ergänzendem Sozialleistungsbezug oder Familien, die sich auf zu engem Wohnraum arrangieren müssen, sondern auch ein großer Teil der Berufstätigen mit normalen Einkommen brauchen dringend Wohnungen mit Mieten, nach deren Bezahlung ihnen ein ausreichender Anteil des Monatslohns belassen bleibt. Für die mit der Verkaufsveranstaltung offensichtlich angestrebte Zielgruppe der überdurchschnittlich Verdienenden gibt es in Göttingen genügend Wohnraum, der in den letzten Jahren sogar verstärkt erstellt worden ist. Wir fordern zudem eine möglichst autofreie Planung des Europaquartiers und einen deutlichen Ausbau des ÖPNV. Hiervon könnten dann alle Einwohner der dann verbundenen Vorstadt Holtensen/Holtenser Berg profitieren.“